Alois Schöpf
Die Welt-Theater-Besetzung ist furchterregend.
Apropos

Herr Trump telefoniert mit Herrn Putin in Moskau. Dieser wiederum telefoniert mit Herrn Salman, dem Premierminister Saudi-Arabiens. Und das alles über die Köpfe der Europäer hinweg, die lieber über die Novellierung der Waldrodungs-Richtlinien streiten. Und natürlich über die Köpfe der Ukrainer hinweg.

Hauptdarsteller dieser Shakespear’schen Königsdramen im zeitgeistigen Regietheater ist ein Präsident, der im Knast säße, wenn er nicht Präsident wäre. Der Gerichtsbeschlüsse missachtet, Putschisten begnadigt, dafür die Begnadigungen seines Vorgängers aufhebt und die kritische Presse als illegal bezeichnet.

Sein Gesprächspartner, der zweite Hauptdarsteller, lässt politische Gegner bevorzugt mit Gift erledigen, überfällt mit seiner Armee Nachbarländer und wurde vom Internationalen Strafgerichtshof, den Hauptdarsteller Nummer eins ebenfalls nicht anerkennt, wegen Deportation von Kindern zur Verhaftung ausgeschrieben.

Hauptdarsteller Numero drei wiederum hat sich durch den Verdacht ausgezeichnet, ein Spezialist für Säurebäder zu sein, in denen politische Gegner aufgelöst werden, was ihm den guten Ruf gekostet hat, den wiederum herzustellen ihm die beiden Kollegen gerade helfen. Dass in seinem Land Leute so lange ausgepeitscht werden, bis sie tot sind, oder, wenn sie Glück haben, den Kopf gleich abgesäbelt bekommen, fällt da kaum noch ins Gewicht.

Ins Gewicht fällt, dass dieser ganze Wahnsinn nicht auf einer Theaterbühne uraufgeführt wird, sondern derzeit live unser Weltgeschehen beherrscht.

Da bleibt einem nur die Wahl zwischen Verzweiflung oder der zynischen Hoffnung, dass alles nur ein Fake ist und die genannten Herren in Wahrheit Wohltäter der Menschheit sind. Oder dass sie, wenn sie schon kriminell sein sollten, zumindest soweit professionell agieren, als sie ihre Beute genießen wollen, was nach einem Atomkrieg kaum möglich ist.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 22.03.2025

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor, Journalist, Veranstalter, geb. 1950, lebt bei Innsbruck, schreibt seit 41 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 34 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Nach seiner Tätigkeit als ORF-Fernsehredakteur für Fernsehspiel und Unterhaltung verfasste Schöpf Romane, Erzählungen, Märchenbücher und in den letzten Jahren vor allem Essays zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Daneben schrieb er Theaterstücke und vier Opernlibretti. Schöpf war auch als Blasmusikdirigent tätig und ist Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die er 25 Jahre lang bis 2019 leitete. Zuletzt gründete er 2020 das Online-Magazin schoepfblog, an dem 40 renommierte Autorinnen und Autoren mitarbeiten.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Gerhard Scholz

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    wieder einer Ihrer ausgezeichneten Artikel! Zusätzlich nicht zu vergessen wäre der Premierminister von Israel, der auch mit einem Fuß schon im Knast säße,wenn er nicht weiter Krieg führen würde.
    Wölfe, die in Schafherden im Blutrausch morden, werden in Tirol per Verordnung ENTNOMMEN. Wenn ich mir Ihre Menagerie an kriminellen Hauptdarstellern anschaue, könnte ein analoges Vorgehen diesen Wahnsinn rasch stoppen und hunderttausende unschuldige Leben retten. Solche abtrünnige Ideen kommen mir natürlich nur am Morgen, wenn Gedanken noch frei von Moral und Gesetzen sind.
    Mit freundlichen Grüßen

  2. Egon Spiss

    Werter Herr Schöpf!
    Ich bedanke mich erneut als aufmerksamer Leser für ihre offenen und treffenden Ausführungen zu einigen der menschenunwürdigsten und verbrecherischsten Regenten und Autokraten dieser Welt. Ich durfte mir auch für Diskussionen im eigenen Umfeld einige ihrer treffenden Formulierungen „ausleihen“.
    Beste Grüße

  3. Peter Walch

    Alois Schöpf titelt in seiner Kolumne vom Samstag, 22. März punktgenau. Ja mit dem Wort „furchterregend“ trifft er den Nagel – leider- auf den Kopf. Die drei in der Kolumne genannten Protagonisten, müsste man einmal fragen,- aber nicht nur sie, sondern alle Männer/Frauen an den Spitzen der politischen Macht, a) was sie gerne nach ihrem Ableben finanziell- materiell mitnehmen möchten ins Jenseits, Antwort: Nichts, und b) ob sie ihren Sohn in einem Schützengraben gleich ob in Russland oder der Ukraine sehen mochten, nicht wissend ob er als Krüppel – Ja schreckliches Wort- oder tot diese Erde verlässt.
    Und hier gibt es nur eine Antwort, nämlich alles zu tun, um den Frieden, das höchste Gut des Menschen in seinem Lebenslauf zu erhalten. Dies schreibt jemand, dessen Familienmitglieder zwei schreckliche Kriege in Europa an ihrem eigenen Leib haben erfahren müssen, und der – mit dem Segen der späten Geburt – in Sorge an seine Kinder- und Kindeskinder denkt, wenn er die Spirale der Aufrüstung und den Krieg der Worte in Europa und der Welt sieht.

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