Alois Schöpf
Der Staat als Christkindl
Apropos
Der Mensch mobilisiert bekanntlich seine Geisteskräfte dann am eindrücklichsten, wenn es zu verhindern gilt, dass ihm etwas weggenommen wird. Vor diesem Hintergrund ist es auch für einen Kolumnisten ein Risiko, einzugestehen, dass er den Klimabonus bzw. den Stromkostenzuschuss zwar erfreut in Empfang genommen, beides aber als staatliche Geldverschwendung betrachtet hat. Die Gefahr, angesichts einer solchen Einschätzung von vielen als abgehoben eingestuft zu werden, ist beträchtlich.
Dennoch: Wie sich jetzt herausgestellt hat, muss der Staat 24 Milliarden Euro einsparen, wozu ihm wahrscheinlich nicht nur der Mut, sondern auch die Ideen fehlen.
Zugleich ist es, wie bestimmt die meisten in ihrem privaten Umfeld beobachten können, ebenso unbestritten, dass Österreich über die Jahrzehnte zu einem gigantischen Privilegienstadl verkommen ist, über den umso eiserner geschwiegen wird, je mehr jemand zu verlieren hat. Weshalb es vor allem einmal darum ginge, im Dienste der Sparsamkeit all die Privilegien überhaupt in Erfahrung zu bringen.
Wie in vielen anderen Fällen kann hier nur die objektive Wissenschaft dienen, konkret ein anthropologisches Forschungsinstitut, das sonst vielleicht die Hochzeitsriten von Ureinwohnern auf Borneo untersucht, nun jedoch in Verbindung mit einem Meinungsforschungsinstitut und einer Steuerberatungskanzlei den Auftrag erhielte, die geheimen Vorteilsnahmen der österreichischen Stammesgesellschaft unter die Lupe zu nehmen.
Den Rest sollte dann, um eine Neiddebatte zu verhindern, ein eigenes Geschworenengericht besorgen, das entscheidet, ob ein Privileg noch zurecht besteht, was durchaus der Fall sein kann, oder ob es im Verhältnis zum Leben der anderen Bürger eine unfaire Bevorzugung darstellt.
In Summe wäre das Sparpotential sicher gigantisch und die Gesellschaft nach einem solchen Selbstreinigungsprozess wesentlich gerechter.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 21.12.2024
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Siehe auch ONE-Teletext 110 vom 24.12.: die Chefin der Wirtschaftsweisen, Schnitzer, spricht sich für eine Ausweitung der Erbschaftssteuer in Deutschland auch bei Vererbung von Unternehmen aus! Will heißen, Deutschland hat’s begriffen, Mahrer, Knill & Co immer noch nicht!
Inhaltlich richtig, trotzdem sei eines gefragt:
Wenn es um staatliches Sparen geht, warum muss immer die „normale“ Bevölkerung herhalten? Wieviele Geringverdiener sind froh um Klima-Bonus und Entlastung bei der Stromrechnung! Das muss man natürlich sofort einstellen!
Seltsamerweise habe ich bis auf eine Ausnahme noch nie davon gelesen, dass eine Besteuerung üppiger Erbschaften, ein Einbremsen irrsinniger Aus- und Neubauten von Industrieanlagen (wo es doch der Industrie sooo schlecht geht!), das Abstellen von horrenden Dividenden-Ausschüttungen und ein Verbot dieser dubiosen STIFTUNGEN auch eine Menge Geld in die Staatskasse spülen würde. Einsparungen gäbe es auch im Bereich Bespitzelung und Herumschnüffeln in Privatbereichen und ebenso bei der Unterstützung von Religionen. Auch fand ich es etwas seltsam, dass seinerzeit Studienabbrecher Kurz bei Amtsantritt nix besseres zu tun hatte als mit einer anständigen Summe Geldes nach Israel zu fliegen. Der Sparmaßnahmen gäbe es also etliche, ohne sich an den Geldbeuteln der arbeitenden Bevölkerung zu vergreifen.
Richtig
Dazu noch die Parteienförderung, deren Kürzung uns immens teure, sinnlose und inhaltsleere Plakatverpflasterung ersparen würde
(In Bund und Land sind das 100-erte Mio!)