Alois Schöpf
24.000 Flugzeuge gleichzeitig in der Luft
Apropos
Um den 10. Juli herum beginnt in Innsbruck die touristische Hochsaison. Vor dem Goldenen Dachl drängen sich dann sogenannte Fremde, die mehrheitlich der Meinung sind, die Schindeln über ihnen bestünden aus Gold, obgleich sie aus Kupfer sind und nur mit 2,5 Kilogramm Blattgold veredelt wurden. Und weil es offenbar zu wenige solcher Fremden gibt, bewirbt Innsbruck sich um den European Song Contest, damit es mehr werden.
Da können die Nachrichten im Fernsehen allabendlich noch so vom ökologischen Kollaps orgeln und die Temperaturen tatsächlich, wie unlängst in Bozen, auf 38 Grad ansteigen: Derzeit wird gereist auf Teufel komm raus!
Zumindest jene tun es, die es sich leisten können und die, sofern sie zu den 10 Prozent der Reichsten gehören, für 50 Prozent des weltweiten CO2 Ausstoßes verantwortlich sind. Dazu passt auch eine kurze Zeitungsnotiz aus der Tageszeitung “Kurier” vom 29. Juni, wonach sich am Vortag weltweit 24.000 Flugzeuge gleichzeitig in der Luft befunden haben.
Wer nach Caorle fährt, muss sich inzwischen wie ein Totalprovinzler vorkommen. Heute besucht man die Tochter in Patagonien und den studierenden Sohn in Mexiko. Heute fährt man nach Australien und nimmt Neuseeland mit, während die frisch verheirateten Nachkommen Thailand oder die Malediven buchen. Und was uns Tiroler betrifft, hatten wir gerade die Gelegenheit, die Frage zu stellen, wie verrückt man eigentlich sein muss, um bei der Fahrt in den Süden vier Stunden Stau zu riskieren?
Wahrscheinlich ist es das nomadische Gen, das uns aus dem Haus treibt, nachdem wir erst vor 10.000 Jahren sesshaft und dabei offenbar nicht ganz glücklich wurden.
So viel dürfte jedenfalls klar sein: Gut-Zureden nützt überhaupt nichts. Wahrscheinlich wird alles auf eine Ökodiktatur hinauslaufen. Oder eine technische Revolution rettet uns doch noch im letzten Moment unser zu gutes Leben.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am Samstag 12.07.2025
Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.
Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Sehr geehrter Herr Schöpf!
Wieder einmal darf ich mich für ein „Apropos“ von Ihnen – „24.000 Flugzeuge gleichzeitig in der Luft„ in der TT vom 12.07.2025 – bedanken, da Sie mir wieder aus der Seele gesprochen/geschrieben haben.
Dazu vertrete ich die Auffassung, dass es wohl die (internationale als auch) nationale Politik in den letzten mehr als 50 Jahren – meiner Meinung nach seit dem Erscheinen von „die Grenzen des Wachstums“ von D. MEADOWS im Jahr 1972 (!) – verabsäumt hat, sich den dort angeführten Schreckensszenarien zu stellen und jene Forschungen und Entwicklungen zu initiieren und fördern, die zukunfts“fähig“ gewesen wären.
Offenbar waren die diversen Lobbies (z.B. Erdöl… usw.) so einflussreich, dass sie die allenfalls dafür zur Verfügung stehenden Mittel für sich selbst beansprucht haben.
Und jetzt schauen wir alle „blöd aus der Wäsche“, weil wir uns wohl oder übel der von Ihnen genannten „Ökodiktatur“ unterwerfen werden müssen – aber auch nicht ganz ohne eigene Schuld. Denn wer war schon bereit, sich auch nur ein wenig einzuschränken und z.B. auf äußerst umweltschädliche und nicht unbedingt notwendige Flüge zu verzichten………
Eine zusätzliche Diktatur zu den Denk- und Sprechverboten brauchen wir sicher nicht, Grenzwerte für Flugzeuge in der Luft auch nicht.
Da die einschlägigen Tourismusziele durchwegs überlaufen sind, wäre der erste Schritt die ersatzlose Abschaffung jeder Tourismuswerbung.